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Die Mondfee im silbernen Tränenkleid
Sieh, gleich bricht die nacht herein,
kennst du die sage von jenem Wesen,
weißt du, was ich mein´ ?
Wunderschön soll sie gewesen.
Strahlender als die neue Sonne,
geheimnisvoller als der alte Mond,
dort sang sie stehts mit inn´ger Wonne,
vom Schmerz der in ihr innewohnt.
Auf ihrem Rücken sonderbar,
glänzten silberne Flügel,
gülden flog im Wind das Haar,
ich sah sie einst auf jenem Hügel.
Mit roten Lippen weich,
sagn sie von dem Wiedersehn´,
mit ihrem Prinzen gleich,
fast schon wie ein Flehn.
Einst hatte er geschworn´,
„Meine Liebste, ich komm´ wieder,
wenn der neue Wein geborn!“
doch noch heute singt sie einsam Lieder.
Denn erst nach vielen langen Jahren,
von der Zeit betrogen,
als sie sich endlich wiedersahen,
war ihre ird´sche Fessel fortgezogen.
Von unglücklicher Lieb´getrieben,
fasste sich der Prinz ein Herz,
über den Rand der Welt zu fliegen,
denn zu groß war ihm der Schmerz.
Und sie, gebunden an die Luft,
ihn nicht fassen sollte,
nur noch erklimmen konnt´ die Gruft,
an die sein Leben er verzollte.
Noch heute wird sie auf seinem Felsen stehn,
kann man sie beim Mondenschein,
doch noch lange weinen sehn´,
verraten von der Liebe, getötet von der Pein.
Und deshalb sage ich nun hier,
nicht einmal mehr die Liebe ist rein,
die Schattenseit´ steht hinter mir,
jeder Mensch ist für immer allein.
Wir bleiben so allein,
wie jene engelsschöne Maid,
heute kalt wie Elfenbein,
die Mondfee im silbernen Tränenkleid.